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Neue Wahrnehmung von Form und Farbe

Ansprachen, Besprechungen und Vorträge über die Arbeiten und Ausstellungen von Heiner Thiel

Prof. Dr. Matthias Bleyl: Körperfarben – Farbkörper. Einleitung zur Buchpublikation „embodying colour V“, 2019

In der Ausstellung embodying colour finden sich dreidimensionale, farbige Werke, die jedoch aus sehr verschiedenen Traditionen entstehen. Während bildhauerische Arbeiten mit farbiger Fassung schon in der Antike und seither recht konstant zu finden sind, ist Malerei, die sich den Raum erschließt, ein neueres Phänomen.
Das Problem der Farbe in der Skulptur ist ein sehr altes – man denke nur an die berühmte Portraitbüste der ägyptischen Pharaonengattin Nofretete (14. Jh. v.Chr.). Auch wenn es durch farbige Kunststoffe und entsprechende Guss Verfahren mittlerweile in der Substanz farbige Objekte gibt, gilt doch im Allgemeinen, dass die Farbe der Form appliziert wurde. mehr …

 

Michael Post: „embodying colour V“, 2019; Eröffnungsrede

Seit sechs Jahren arbeiten wir an dem Projekt embodying colour. Die meisten der beteiligten Kolleginnen und Kollegen dieser Ausstellungsreihe sind seit dem Jahr 2013 dabei. Einige haben den Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit verlagert oder signalisierten nicht mehr dabei sein zu können, indes etliche Ausstellende aus dem In- und Ausland neu hinzukamen. Das Kulturamt der Stadt Wiesbaden hatte Heiner Thiel und mich damals eingeladen, in der Kunsthalle der Stadt eine Ausstellung zu realisieren. Geplant war lediglich eine Präsentation unserer eigenen Arbeiten. In uns wurde jedoch der Gedanke wach, der Kulturdezernentin vorzuschlagen, weitere Künstlerinnen und Künstler zu der Ausstellung einzuladen, deren Werke vom Dialog zwischen Form und Farbe bestimmt werden. Die Stadt stimmte dieser Idee zu und so begann die Ausstellungsreihe embodying colour. mehr …

 

DR. DANIELA CHRISTMANN über Heiner Thiel

In seinen Werken beschäftigt sich Heiner Thiel mit der Wahrnehmung von Form und Farbe. Viereckige sowie frei geschwungene Bleche aus Aluminium sind maschinell in eine konkave Form gebracht und in verschiedenen intensiven Farbtönen eloxiert. Metall und Farbe im optischen Zusammenspiel schaffen einen virtuellen Farbraum, der dem Betrachter entgegenleuchtet. Dieser vermag sich der Sogwirkung von Licht und Farbe, die seinen Blick in die Tiefe der Fläche führt, kaum zu entziehen.   mehr …

 

Die Würdigung des Werkes eines Künstlers sollte besser nicht mit einer Polemik beginnen, doch scheint sie mir ausnahmsweise durchaus angebracht. Seit einigen Jahren hinterlassen die Kunstmärkte den Eindruck, von dreidimensionalen, raumfüllenden Installationen beherrscht zu sein. Sicher handelt es sich dabei um eines der vielen zyklischen Phänomene, die in diesem zugegebenermaßen schwer zu durch- und überschauenden Bereich seit einigen Jahrzehnten beobachtet werden können und daher nicht überbewertet werden sollten. Vermeintlich gelingt es der Installation, neue Horizonte zu öffnen und Herkömmliches zu überwinden.   mehr …

 

Erneut stellt sich die Frage nach Prioritäten: Was war zuerst da: das Ei oder Die Henne? Auf unsere Situation umgemünzt: die Malerei und Zeichnung oder die Skulptur? Ein Kunstlexikon von 1961 entscheidet diese Frage wie folgt: “ Die Geschichte der Bildhauerkunst beginnt mit der Geschichte menschlicher Kultur überhaupt.“ Heiner Thiel entscheidet diese Frage für sich überhaupt nicht, wenngleich er keine Einwände dagegen erhebt, der Kategorie, dem Fach Bildhauerei zugeschlagen zu werden.    mehr …

 

Schon der Titel der Ausstellung: Linie – Fläche – Farbe – Raum
bezeichnet auf selten nachdrückliche Art das, was wir hier zu sehen bekommen! Diese vier Begriffe definieren den lückenlosen und fortlaufenden Zusammenhang der künstlerischen Intention und der Arbeitsweise von Heiner Thiel.   mehr …